Pflanzkonzept
Grundbausteine anwendbar nach dem Baukastenprinzip
VifaGe® möchte eine kostenlose Grundversorgung mit gesunden Lebensmitteln für alle erreichen. Gleichzeitig sollen die Bedürfnisse des Menschen mit einer modernen Form von Natur-, Klima- und Umweltschutz vereint werden, während die Wirtschaftlichkeit erhalten bleibt, aber nicht einzig und allein im Vordergrund steht. Die kostenlose Grundversorgung soll durch eine kostenlose Ernte von ausgewiesenen Flächen gewährleistet werden, die in Form einer modernen Allmende genutzt werden können. Um unsere Ziele zu erreichen, haben wir den gemeinnützigen Verein VifaGe® e.V. gegründet, der dem ganzen Projekt einen Rahmen gibt. VifaGe® steht für Vielfalt Genießen, und der Verein bietet jeder und jedem die Möglichkeit, selbst mitzuwirken, egal ob aktiv oder passiv. Wir haben ein personalisierbares Logo entwickelt, welches zur kostenlosen Ernte freigegebene Flächen definiert und rechtssicher markiert, was in Deutschland bisher einzigartig ist. Mit dem Logo gelten die durch den Verein formulierten Nutzungs- und Ernteregeln, die einen Haftungsausschluss aller Beteiligten umfassen. Um gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit der Flächen zu gewährleisten, entwickeln wir neuartige Pflanzkonzepte, die sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Das VifaGe®-Gesamtkonzept setzt sich aus sechs »Waben« zusammen, die sich auf unterschiedliche Flächen beziehen und unterschiedliche Schwerpunkte haben. Jedes der sechs Konzepte soll leicht auf andere Regionen übertragbar sein, weshalb zu allen Konzepten eine Art Anleitung in Form eines Buches geplant ist.
Die für eine Bepflanzung infrage kommenden Flächen sind typischerweise Kulturlandschaft. Flächen, die unter Naturschutz stehen, sind nicht unser primäres Ziel. Deutschland hat circa 35,7 Mio. Hektar Landfläche. 0,6 bis 0,7 % der Republik sind heute als „Wildnis“ zu werten, also als große, vom Menschen ungestörte Gebiete (Stand: 2022, GP Magazin 2.22 März-April, „Wildnis wagen“).
14 % fallen in die Kategorie Siedlung und Verkehr, sind also vornehmlich versiegelt. 30% sind Wald, wobei hier in erster Linie Wirtschaftswälder gemeint sind. Wirtschaftswälder dienen dem Holzertrag, es handelt sich also quasi um vom Menschen angepflanzte „Holz-Felder“ die als Kulturlandschaft zu werten sind. Den größten Anteil bildet die Landwirtschaft mit rund 51% (Stand 2022: BMEL-Statistik). Für die VifaGe bieten die landwirtschaftlich genutzten Flächen das größte Potential. In Zusammenarbeit mit den Landwirten können hier die gravierendsten Änderungen erzielt werden.
Im ursprünglichen Zustand war Deutschland (bzw. ganz Mitteleuropa) fast ausschließlich bewaldet. In der Jungsteinzeit (5800-5300 v.u.Z.) begannen die Menschen mit Waldrodungen, die bis heute andauern.
Die VifaGe®-Grundkonzepte sollen der Ernährungssicherheit dienen und sind eine Konsequenz aus den Berichten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC).
Bei der Entwicklung unserer Pflanzkonzepte berücksichtigen wir das natürliche Wachstumsverhalten der Vegetation, die sogenannte Sukzession. Im ursprünglichen Zustand war Deutschland, wie ganz Mitteleuropa, unter den gegenwärtigen klimatischen Verhältnissen fast ausschließlich bewaldet. Diesem Zustand würden kahle Flächen auch heute wieder entgegenstreben, vorausgesetzt es wären keine Tiere vorhanden, die den Prozess störten. Typischerweise bildet sich ein Wald nicht sofort neu, sondern es folgen verschiedene Sukzessionsstufen aufeinander, mit für die Stufen und den Standort charakteristischen Pflanzengesellschaften. Jede Stufe bereitet den Boden und das Mikroklima für die folgenden Pflanzen vor. Mit der Steigerung der Sukzessionsstufen nimmt auch die Biomasse und damit gleichzeitig die Kohlenstoffdioxid (CO2) Bindung zu. Das gilt für den oberirdischen Bereich (Holz, Blätter, Blüten, Früchte), aber umso mehr auch für den für uns unsichtbaren und damit oft vergessenen, unterirdischen Bereich (Wurzeln, Pilze, Mikrobiom). Auf einer kahlen Fläche würde nach etwa 150 Jahren ein Wald entstehen.
Einjährige Nutzpflanzen wie Weizen, Mais oder Reis entsprechen Vertreten der ersten Sukzessionsstufe. Um diese Pflanzen anzubauen, reißen wir die Erde ständig wieder auf und arbeiten damit gegen die natürlich aufeinander folgenden Sukzessionsstufen. Es ist eine energetisch ungünstige Situation, der Arbeitsaufwand ist sehr groß und die Kosten sind hoch. In der Regel werden Pestizide und schwere Maschinen eingesetzt, um den Zustand der ersten Sukzessionsstufe künstlich langfristig aufrecht zu erhalten. Unter den aktuellen Praktiken wird der Boden nachhaltig und langfristig geschädigt, die Fruchtbarkeit kann nur noch dank eines flächendeckenden Einsatzes von Kunstdüngern erzwungen werden.
Bei der Pflanzenauswahl für das kostenlose Angebot im Rahmen der VifaGe® Konzepte versuchen wir, mit der Natur zu gehen, indem wir unsere Nahrungsmittelproduktion eher in den mittleren bis hinteren Sukzessionsstufen abbilden. Dabei schließen wir die Pflanzen aus den vorderen Stufen nicht komplett aus, sondern integrieren sie wo möglich, um unsere Ertragsbüsche und -bäume zu stabilisieren und das Ernteangebot und die Artenvielfalt breit aufzustellen. Durch die Konzentration auf Gehölze der mittleren bis hinteren Sukzessionsstufen reduzieren sich Arbeitsaufwand und Flächenverbrauch deutlich. Zusätzlich erreichen wir eine optimale Ausnutzung der Flächen im Hinblick auf Biomasseproduktion und CO2 Bindung, da die Gehölze viel weiter nach oben (Baumkrone) und auch nach unten (Wurzeln) wachsen als einjährige Pflanzen. So schaffen wir ein vielfältiges Nahrungsmittelangebot und betreiben trotzdem ganz selbstverständlich Klimaschutz mit jeder bepflanzten Fläche.
Die VifaGe® Konzepte orientieren sich an den Empfehlungen der EAT-Lancet-Kommission. Die Kommission beschäftigt sich mit der Entwicklung einer Ernährungsweise, die gesund und gleichzeitig nachhaltig ist. Entsprechend den Ergebnissen der Kommission sollten im europäischen Raum der Konsum von rotem Fleisch (Rind, Schwein, Lamm, Ziege oder Pferd) und Zucker um mehr als 50 Prozent reduziert werden. Gleichzeitig sollte der Verzehr von Nüssen, Früchten, Gemüsen und Hülsenfrüchten gravierend zunehmen.
Der Aufwand rund um die Produktion von Nüssen, Früchten, Gemüsen und Hülsenfrüchten unterscheidet sich sowohl zwischen den benannten Gruppen als auch hinsichtlich der Arten und Sorten innerhalb dieser Gruppen. Nussgehölze lassen sich mit wenig Aufwand in unsere Landschaft integrieren. Einmal gepflanzt, produzieren sie große Mengen über lange Zeit. Ähnliches gilt für Obstgehölze, sofern der Pflegeschnitt vernachlässigbar ist. Da also sowohl die Produktion von Nüssen als auch von Obst verhältnismäßig wenig arbeitsintensiv ist, können wir beide Gruppen leicht im kostenlosen VifaGe® Angebot einbinden. Dies gilt jedoch nicht für Gemüse und Hülsenfrüchte, denn bei ihnen handelt es sich vorwiegend um einjährige Pflanzen, deren Anbau arbeitsintensiv ist. Der Anbau und die investierte Arbeit sollten also entsprechend entlohnt werden. Da Gemüse jedoch eine grundlegende Rolle in unserer Ernährung spielen, werden sie ersetzt durch die dritte Gruppe im VifaGe® Gesamtkonzept: “Essbare Wildpflanzen und Kräuter”. Denn obwohl essbare Wildpflanzen oft schwieriger zu ernten sind, sind sie noch in ihrer Ursprünglichkeit erhalten. Anders als unsere Gemüse unterlagen sie keiner oder einer weniger stark vom Menschen bestimmten Selektion, weshalb sie noch viele wertvolle Inhaltsstoffe besitzen, die in den Gemüsen oft herausgezüchtet wurden. Dazu zählen beispielsweise Bitter- oder Scharfstoffe, oder andere sekundäre Pflanzenstoffe. Die schwer zu kultivierenden Gemüse können wir im VifaGe® Konzept zur kostenlosen Grundversorgung also leicht durch essbare Wildpflanzen, oder auch “Wildgemüse”, ersetzen, die sich – wie für “Unkräuter” üblich – recht hartnäckig halten und verbreiten, und deshalb wenig Pflege brauchen.
Grundsätzlich konzentrieren wir uns bei der Wahl der Pflanzen vornehmlich auf folgende drei Gruppen:
Nüsse
Ernte im Herbst bis in den Winter
Lecker, vielseitig und gesund!
Wichtige Reserve in Notzeiten
Geringer Pflegebedarf
Ertrag erst nach mehreren Jahren, dann aber über Jahrzehnte bis Jahrhunderte
Viele Arten können auch bei uns wachsen, darunter Hasel-, Wal-, Schwarz-, Butter-, Königs-, Herz-, Pimper- oder Pekannüsse, Mandeln, Schuppenrinden Hickorys, Edelkastanien, »süße« Eichen, Gelbhornbäume, Chilenische Araukarien, Pinien und viele mehr
Zu jeder Art gesellen sich noch unzählige Sorten, wir können ein riesiges Angebot schaffen
Vielseitig nutzbar, zum Beispiel zur Ölgewinnung, als Mehlersatz, Nuss-Mus, Nuss-Creme, Likör, oder für den Direktverzehr
Obst
Ernte vom Frühling bis zum Herbst
Riesige Obstvielfalt (Arten und Sorten) bietet unzählige Geschmäcker/Erfahrungsräume
Vielseitig Nutzbar, etwa als Trockenobst, Fruchtleder, Gelee, Marmelade, Gebäck, Frucht-Eis, Sorbets, (fermentierte) Limonade, Obstwein oder -brand, und natürlich für den Direktverzehr
Bunte Blütenmeere über das ganze Jahr
Super lecker und gesund
Das mögliche Angebot ist gewaltig und reicht von Apfel und Birne über Kirsche, Pflaume und Zwetsche, Pfirsich und Nektarine, Marille und Aprikose, Mirabelle, Reneklode, Quitte, Nashi, Feige, Maulbeere, Pawpaw, Blauschotenstrauch, sowie Wildobst wie Holunder, Weißdorn, Hagebutte, Kornelkirsche, Schlehe, Mehl- oder Elsbeere, Felsenbirne und Mispel. Aber auch Johannis-, Josta-, Stachel-, Blau-, Heidel-, Preisel-, Aronia-, Mai- oder Erdbeeren lassen sich integrieren.
Essbare Wildpflanzen und Kräuter
Optimale Erntezeit ist im Frühling
Für viele noch unerschlossene Welt an Geschmäckern
Haben gewaltigen Einfluss auf unsere Gesundheit und Fitness!
Wichtige Habitate für Insekten (Raupenfutterpflanzen)
Altes Wissen kann wiederbelebt werden
Viele Arten sind essbar, zum Beispiel Gänseblümchen, Wegerich, Pimpinelle, Klee, Vogelmiere, Schnittlauch, Labkraut, Täschelkräuter, Barbarakraut, Knopfkraut, Knoblauchrauke, Löwenzahn, Brennnessel, Gänsedistel, Kohldistel, Giersch, Engelwurz, Wiesen-Bärenklau, Bärlauch, Waldmeister, Schafgarben, und weitere
- Vielseitig nutzbar, zum Beispiel als Gemüse, Gewürz, Smoothie, Limonade, Suppe, Pesto, Naturmedizin, Färbemittel